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Fachleute für mehr Standardisierung: f-bb-Arbeitspapier zu modularen Qualifizierungskonzepten veröffentlicht
In Deutschland wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Konzepte zur modularen Qualifizierung in der beruflichen Bildung entwickelt und umgesetzt. Diese richten sich in der Regel an Personen ohne Berufsabschluss und sollen diese an einen Abschluss heranführen. Auch Personen, die über einen längeren Zeitraum in einem begrenzten beruflichen Einsatzfeld tätig waren oder Geflüchtete können als potenzielle Zielgruppe bezeichnet werden. Die Idee hinter den modularen Qualifizierungsprogrammen: Ein Ausbildungsberuf wird in kleinere Einheiten mit einzeln zertifizierbaren Einheiten unterteilt. Die Module können separat absolviert werden und decken in ihrer Gesamtheit das Berufsbild vollständig ab. So kann am Ende der Berufsabschluss via Externenprüfung absolviert werden. Maßnahmen der Teilqualifizierung, wie sie von der Bundesagentur für Arbeit gefördert werden, richten sich v. a. an Geringqualifizierte ab einem Alter von 25 Jahren. Das Angebot ist groß, aber unübersichtlich.
Die Vielzahl an Teilqualifizierungsmaßnahmen führt zu mangelnder Transparenz und geht einher mit geringer Akzeptanz und Verbreitung. Das sehen auch Expertinnen und Experten so, wie aus einer Befragung des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung hervorgeht. Die Ergebnisse wurden in einem Working Paper veröffentlicht. Demnach könnten die unterschiedlichen Angebote aus Sicht der Fachleute dazu führen, dass Unternehmen die Qualität der Qualifizierungen und die Kompetenzen von Teilnehmenden nicht oder nur schwer einschätzen können. Die Akzeptanz durch Betriebe ist aber von essentieller Bedeutung für die Wirksamkeit der Qualifizierungsmaßnahmen.
Die befragten Expertinnen und Experten aus Bildungsforschung und -praxis, Wirtschaft und Verwaltung schätzen die Wichtigkeit für ein bundeseinheitliches Angebot je Beruf als relativ hoch ein. Konkret hat die Definition von Mindestanforderungen an die Kompetenzfeststellung und die Vereinheitlichung der Zertifizierung Priorität. Auch der einheitliche Zuschnitt der Module und die Festlegung von Mindestpraxisanteilen werden als wichtig erachtet. Fraglich ist, wie die Standards in der Praxis durchgesetzt werden können. Hier geht ein Vorschlag in die Richtung, der Bundesagentur für Arbeit eine wichtige Rolle zuzuschreiben. Sie könnte die Standards als Bedingung für eine Maßnahmenförderung vorschreiben.
Neben der besseren Transparenz für Arbeitsmarktakteure würde die Vereinheitlichung weitere Vorteile bieten. So könnten Zertifikate aus modularen Qualifizierungsmaßnahmen auch für andere Bildungsangebote, wie beispielsweise Umschulungen – etwa durch Anrechnung von Zertifikaten – genutzt werden. Die erhöhte Flexibilität würde den Zielgruppen neue Chancen am Arbeitsmarkt eröffnen, auch und vor allem vor dem Hintergrund von Digitalisierung und Fachkräftemangel. Den Vorteilen stehen aber auch Nachteile gegenüber. So würde die Standardisierung auf Kosten der Stärken derzeit existierender Programme gehen, diese liegen u. a. im Zuschnitt auf spezifische Zielgruppen, in der Einpassung in regionale Erfordernisse etc. Dennoch überwiegen für die Fachleute die potenziellen Vorteile einer stärkeren Vereinheitlichung. Ob und wie die Standardisierung in die Praxis umgesetzt werden kann, müssen weitere Diskussionen zeigen.
Die Publikation ist erschienen in der Reihe f-bb-Working Paper und steht hier kostenfrei zum Download zur Verfügung.
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