InfoForum 04/2023
Newsletter-anmeldung
Gewinnung von Pflegekräften aus dem Ausland
Wie sich Unternehmen durch Perspektivwechsel und Erkenntnisaustausch unterstützen können
Wie können Unternehmen im Gesundheits- und Pflegewesen Fachkräfte aus dem Ausland gewinnen und in ihr Unternehmen integrieren? Ein Unternehmensworkshop des WelcomeCenters Sachsen-Anhalt im August 2023 hat gezeigt: Der gemeinsame Austausch über konkrete Prozessschritte und ein „Perspektivwechsel“ helfen Unternehmen dabei, sich auf die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland vorzubereiten. So können Arbeitgeber*innen sich den Prozess und die damit einhergehenden Bedarfe auch aus Sicht der einreisenden Fachkräfte vorstellen und Lösungsstrategien entwickeln.
Der Workshop wurde bewusst in kleiner Runde mit fünf Unternehmensvertretungen durchgeführt, um einen intensiven Austausch zu ermöglichen. Die Teilnehmenden spürten den Fachkräftemangel bereits sehr stark. Einige haben darum den Weg der Auslandsrekrutierung begonnen oder bereits erste Fachkräfte integriert. Diese erfahrenen Unternehmen berichteten den anderen von Herausforderungen, Chancen, Tipps und Tricks.
Eine Herausforderung bei der Rekrutierung im Ausland besteht darin, dass Fachkräfte teilweise einen Wohnsitz in Deutschland haben müssen, um eine Anerkennung ihrer Berufsqualifikation und damit ein Visum zur Einreise zu erhalten. Für die Fachkraft, die sich zu diesem Zeitpunkt noch im Ausland befindet, ist es schwierig bis unmöglich, eine Wohnung in Deutschland zu finden. In diesen Fällen kann es hilfreich sein, eine Wohnung über das Unternehmen anzumieten oder eine Reservierungsbestätigung des Vermieters einzuholen.
Außerdem unterscheiden sich die Erwartungen ausländischer Pflegefachkräfte deutlich von dem tatsächlichen Aufgabenspektrum und Arbeitsumfeld in der deutschen Pflege. Ein Grund dafür ist, dass die Berufsbilder für Pflege in anderen Ländern unterschiedlich ausgestaltet sind oder nicht existieren. Ältere Menschen werden in vielen Ländern vorwiegend innerhalb der Familie gepflegt, weshalb es das Berufsbild der Altenpflege dort nicht gibt. Über frühzeitige Gespräche mit den Fachkräften, beispielsweise über Skype, können Erwartungen klar kommuniziert und der Arbeitsalltag realistisch dargestellt werden.
Ebenso wichtig ist es, die Belegschaft für unterschiedliche, kulturell verankerte Arbeitsweisen zu sensibilisieren und die ankommenden Fachkräfte bei dem Aufbau eines privaten Netzwerkes zu unterstützen. Eine gute Möglichkeit ist, den zugezogenen Fachkräften im Sinne eines „Mentorings“ direkte Ansprechpersonen im Unternehmen zur Seite zu stellen.
Darüber hinaus sind die verschiedenen Institutionen und Projekte, die Unternehmen bei der Gewinnung im Ausland unterstützen und beraten, nicht überall bekannt. Viele Unternehmen stemmen alle Prozesse von der Anerkennung über die Visumsvergabe bis hin zur Integration im Unternehmen und Sprachkursen eigenständig. Dabei gibt es in den Bundesländern umfassende Unterstützungsstrukturen. So zum Beispiel in Sachsen-Anhalt: Hier begleitet das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt interessierte Unternehmen im gesamten Prozess und verweist bei Bedarf weiter – beispielsweise zu den Angeboten der Bundesagentur für Arbeit oder des IQ Netzwerks Sachsen-Anhalt.
Das WelcomeCenter Sachsen-Anhalt (WCST) ist zentrale Anlauf- und Beratungsstelle des Landes Sachsen-Anhalt für Fachkräfte, die aus anderen Bundesländern oder aus anderen Staaten zuziehen, sowie für Unternehmen und Personen, die ehren- oder hauptamtlich im Bereich der Arbeitsmarktintegration Zugewanderter und Zu(rück)gezogener aktiv sind. Das WCST ist Teil der Landesinitiative Fachkraft im Fokus. Diese wird aus Mitteln der Europäischen Union und des Landes Sachsen-Anhalt gefördert. Auftraggeber ist das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt. Die Landesinitiative Fachkraft im Fokus wird von der RKW Sachsen-Anhalt GmbH in Kooperation mit der MA&T GmbH und dem Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH umgesetzt. Das f-bb ist im WCST zuständig für Wissenstransfer und Vernetzung und war für die Organisation und Umsetzung dieses Workshops verantwortlich.
Linda Banholzer
Larissa Zier
Katharina Otto
Mehr Infos
Zur Projektseite: WelcomeCenter Sachsen-Anhalt