InfoForum 02/2022
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Digitale Grundbildung zielgruppengerecht gestalten
f-bb veröffentlicht Praxishilfe für Grundbildungszentren
Etwa jeder achte Erwachsene in Deutschland gilt als gering literalisiert. Darunter werden Menschen verstanden, die nicht auf einem für den Alltag ausreichenden Niveau lesen und schreiben können. Über einzelne Buchstaben, Wörter oder kurze Sätze kommen sie nicht hinaus. Infolge der zunehmenden Transformation in eine digitale Wissensgesellschaft drohen die Betroffenen noch mehr ins gesellschaftliche Abseits zu geraten. Vor allem dann, wenn Digitalisierung und Automatisierung dazu führen, dass Helferjobs zukünftig mehr und mehr von Maschinen und Algorithmen übernommen werden. Aber das muss nicht so kommen. Vielmehr bieten Computer und Software gering Literalisierten auch Möglichkeiten. Wie Lehrkräfte die dafür erforderliche digitale Grundbildung umsetzen können, das skizziert die neue Praxishilfe „Digitalisierung in der Grundbildung. Didaktische Empfehlungen für einen gelingenden Unterricht“.
„Viele gering literalisierte Menschen haben in einer sensiblen Lebensphase den Anschluss verloren und nicht wiedergefunden. Und viele sind hoch motiviert und können gerade durch die digitale Technik wieder besser erreicht und zum Lernen motiviert werden“, erklärt Dominique Dauser den Ansatz. Für die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb), die eine der Autorinnen der Praxishilfe ist, geht es auch um die Qualifizierungs- und Beschäftigungsfähigkeit der Betroffenen. „Aus meiner Sicht sind auf dem Arbeitsmarkt der Zukunft digitale Kompetenzen ein Muss und zwar auch für Beschäftigte im Helferbereich. Bisher fehlen jedoch geeignete pädagogische Konzepte, um die Zielgruppe ihren spezifischen Bedürfnissen entsprechend zu fördern.“
Diese Lücke schließt die Praxishilfe, die in Kooperation mit der Fachstelle für Grundbildung und Alphabetisierung Baden-Württemberg entstanden ist. In ihr werden die Faktoren beschrieben, von denen der Erfolg des digitalen Unterrichts abhängt: Dazu gehört ein Arbeits- und Lebensweltbezug, der den Lernenden konkrete Anwendungsmöglichkeiten aufzeigt. Dazu gehört, dass das Lehr-/Lernverhältnis als Lernprozessbegleitung gestaltet sein sollte und dazu gehören Lehrkräfte, die medienpädagogische Kompetenzen mitbringen. Auch die Rahmenbedingungen sind Teil der erfolgskritischen Infrastruktur. Gemeint ist eine adäquate technische Ausstattung der Lehrinstitution ebenso wie der intensive Einsatz digitaler Medien im Unterricht und die stetige Fortbildung der Lehrkräfte.
Mit der Praxishilfe bekommen Grundbildungszentren eine Orientierungshilfe an die Hand, mit der sie für Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten passende Lernangebote erstellen können. Sie fasst erste Erkenntnisse aus dem f-bb-Projekt „Lernen lernen – digital und literal“ (DIGIalpha) zusammen. Das Projekt wird vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg gefördert.