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Nachhaltigkeit in Arbeit, Beruf und Bildung

AG BFN-Forum macht Stand in Forschung und Praxis sichtbar

Ende April stand das Thema Nachhaltigkeit ganz im Fokus der Berufsbildungsforschung. Das vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) und vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) organisierte digitale Forum der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN) „Zum Konzept der Nachhaltigkeit in Arbeit, Beruf und Bildung – Stand in Forschung und Praxis“ versammelte über 150 Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Bildungspraxis. In insgesamt 20 Beiträgen wurden aktuelle Initiativen, Ansätze und Maßnahmen von betrieblichen und schulischen Bildungseinrichtungen vorgestellt und diskutiert. Quintessenz: Es gibt eine ganze Reihe vielversprechender Forschungs- und Entwicklungsansätze, die künftig ausgebaut und besser miteinander vernetzt werden müssen.

„Heute wird Nachhaltigkeit in Politik und Wirtschaft zunehmend handlungsleitend“, stellte f-bb-Geschäftsführerin Dr. Iris Pfeiffer gleich zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung fest. Die Berufsbildung könne dazu beitragen, dass nachhaltiges Handeln im Arbeitsleben selbstverständlich wird. Durch eine enge Begleitforschung sei es möglich, dass erfolgreiche Ansätze identifiziert und weitergetragen würden. Damit könnten Nachhaltigkeitsstandards etwa im Produktionsprozess, beim Lieferkettenmanagement oder beim Personalmanagement schneller flächendeckend erreicht werden. „Das System der technischen Berufsausbildung, wie es bspw. in Deutschland verankert ist, bietet eine gute Grundlage, um auf die neuen Anforderungen zu reagieren“ , wusste Francesco Vona, Senior Economist vom Observatoire français des conjonctures économiques (OFCE) in seiner Keynote zu berichten. Wie sich die ökologische Transformation konkret auf Branchen auswirkt zeigte eine Forschungsgruppe aus Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), IAB und Gesellschaft für wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) auf. Vor allem Bauberufe, Umweltschutzberufe, technische und naturwissenschaftliche Berufe und Berufe der Logistik wird ein hoher Veränderungsgrad vorhergesagt. Hier sei ein stärker reflexives berufliches Handeln notwendig, um die kurz-, mittel- und langfristigen Folgen für den eigenen Betrieb und die Gesellschaft zu beurteilen.

In einem Beitrag der EHB Zürich wurde auf die Bedeutung von Lernkulturen hingewiesen. Lernkulturen umfassen Einstellungen, Werte und Vorstellungen, über die die in der betrieblichen Ausbildung involvierten Akteur*innen verfügen. Von ihnen hängt ab, wie sich lebenslanges Lernen und nachhaltige Strukturen etablieren. Lernkulturen können aber nur dann ihren positiven Effekt entfalten, wenn sie von allen beteiligten Akteur*innen mitgetragen werden. Betriebe können deren Akzeptanz fördern, indem sie sich zu nachhaltigen Lernorten entwickeln. Wie das geht, wurde auf der Tagung vom f-bb dargestellt. Vertreter*innen des Instituts erläuterten außerdem, wie mit Hilfe von Indikatoren die nachhaltige Entwicklung in der betrieblichen Ausbildung abgebildet werden kann.

Eine Analyse zur Verankerung von Nachhaltigkeit in Curricula und Ordnungsmitteln der Universität Oldenburg zeigt: Die Ziele der internationalen Nachhaltigkeitsstrategie der UN, die sogenannten SDG’s (Sustainable Development Goals) spielen trotz ihrer hohen politischen Bedeutung in aktuellen Schulbüchern im beruflichen Kontext kaum eine Rolle. Begriffe mit Nachhaltigkeitsbezug sind zwar in schulischen Rahmenlehrplänen zu finden, tauchen in den für Betriebe relevanten Ausbildungsordnungen jedoch bislang kaum auf. Während Ausbildungsordnungen primär Aspekte des Umweltschutzes ansprechen, thematisieren Rahmenlehrpläne ein breiteres Verständnis von nachhaltigem Lernen und Handeln. Das war die Botschaft eines gemeinsamen Vortrags von f-bb und der Universität Hamburg. Die in diesem Jahr in Kraft tretende modernisierte Standardberufsbildpositionen „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ sei bei der weiteren Entwicklung von Nachhaltigkeit in Arbeit, Beruf und Bildung ein wichtiger Meilenstein, konstatierte das BIBB.