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KI und digitale Transformation

So schaffen KMU den Wandel im Betrieb

Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sind für die digitale Transformation und den Einsatz von KI bereits gut aufgestellt. Sie suchen allerdings Unterstützung bei der Fokussierung ihrer betrieblichen Bedarfe und der Gestaltung von innerbetrieblichen Prozessen. Denn oft fehlen Ressourcen, um Nutzungsszenarien und organisationale Zielsetzungen zu entwickeln. Zudem bestehen Unsicherheiten, was die Auswirkungen des digitalen Wandels auf Arbeitsprozesse, einzelne Arbeitsplätze und die Akzeptanz der Mitarbeitenden für Veränderung betrifft. Betriebliche Unterstützungsansätze sollten Orientierungsangebote beinhalten und den Aufbau von Lösungskompetenzen fokussieren. Was wird im konkreten Unternehmen oder im betrieblichen Kontext „wirklich“ gebraucht?

Erfahrungen am Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) aus der praktischen Arbeit mit KMU zeigen, dass die Belegschaften bei der Umsetzung von Maßnahmen im Rahmen der digitalen Transformation besondere Qualifizierungs- und Beratungsbedarfe haben. Um den Wandel nachhaltig in Unternehmen zu verankern, müssen diese Bedarfe, bspw. die Begleitung der Einführung neuer digitaler oder KI-Tools, adressiert werden. Insbesondere partizipative Ansätze, die alle Beschäftigten, einschließlich ihrer Interessenvertretungen, einbeziehen, sind geeignet, Vorbehalte und Ängste vor der Einführung neuer Technologien oder organisatorischer Veränderungsprozesse abzubauen. Die Berücksichtigung von Qualifizierungsbedarfen kann sich gleichzeitig durch Up-Skilling-Effekte positiv auf Fachkräfteengpässe auswirken.

Erfahrungen aus der f-bb-Projektarbeit

Die KMU- Beratung im Rahmen der INQA-BeratungsstelleBerlin (IBS), die durch BMAS und den ESF Plus unter Beteiligung des Landes Berlin gefördert wird, zielt auf die Unterstützung einer zukunfts- und mitarbeitergerechten Personalpolitik unter Nutzung agiler Methoden ab. Die Beratungsanliegen der Betriebe sind vielfältig; sehr häufig geht es darum, Produktionsmodelle und die Arbeitsorganisation unter Nutzung digitaler Möglichkeiten zu optimieren. Konkret sollen gemeinsam Lösungen gefunden werden, um effiziente Prozesse und Strukturen zu gestalten, die den Arbeitsalltag im Rahmen der digitalen Transformation erleichtern. Neue digitale Tools werden im Rahmen des INQA-Coaching-Prozesses von der Belegschaft erprobt und die Umsetzung bzw. Implementierung gemeinsam von Beschäftigtenvertreter*innen und der Geschäftsführung bewertet. Insbesondere das partizipative Vorgehen beschreiben die teilnehmenden Unternehmen als bereichernd und wertvoll.

Das ebenfalls durch das BMAS über den ESF Plus geförderte und durch das Land Berlin kofinanzierte Zukunftszentrum Berlin verfügt über umfassende Expertise in der Beratung und Qualifizierung von KMU hinsichtlich der Einführung von KI-Technologien. Neben KI-Grundlagenworkshops werden dabei insbesondere Unterstützungsangebote zur betrieblichen Gestaltung durch partizipative Anwendungserprobungen nachgefragt. Selten hingegen sind Beratungen zur konkreten Funktionsweise der Technologie und zur technischen Implementierung in Arbeitsprozessen. Denn festzustellen ist, dass viele KMU derzeit noch größere Investitionen in KI-Technologien scheuen. Die Belegschaften nähern sich der Technologie durchaus aufgeschlossen und neugierig in Bezug auf ihre konkreten Potenziale, sind aber gleichzeitig oftmals unsicher in Bezug auf Auswirkungen auf den eigenen Arbeitsplatz. Die meist knappen personellen und zeitlichen Ressourcen erschweren jedoch ein exploratives und eigenständiges Vorgehen der KMU. An dieser Stelle setzt das Beratungs- und Qualifizierungsangebot an und unterstützt mit passgenauen, auf die betrieblichen Belange abgestimmten Angeboten dabei, die Handlungsfähigkeit und -kompetenz zu stärken und gegebenenfalls bestehende Ängste abzubauen.

Digitalisierungsbotschafter*innen - eine Empfehlung für die Praxis

Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung und KI in den Unternehmen gibt es weiterhin große Unterstützungsbedarfe auf dem Weg der digitalen Transformation. Es braucht konkrete Hinweise für KMU, welche Förderprogramme es gibt, welche Potenziale der Weg in die Digitalisierung explizit für die Unternehmen birgt und was die ersten Schritte sein könnten. Hierbei sind neben den individuellen betrieblichen Bedarfen auch die jeweiligen regionalen Wirtschaftsstrukturen zu berücksichtigen, die sich nicht nur zwischen Flächenländern und Stadtstaaten mitunter stark unterscheiden. Entsprechend bedarf es einer neutralen, niedrigschwelligen Struktur, die die Unternehmen aufschließt, ihnen Unterstützungsbedarfe und -möglichkeiten aufzeigt und sie begleitet. Erfolgen könnte dies beispielsweise durch „Digitalisierungsbotschafter*innen“, die durch die Anbindung an kommunale/regionale Strukturen für die Unternehmen leicht zugänglich sind, vielfältige Branchenerfahrungen haben und in die Netzwerke vor Ort eingebunden sind.

Vivian Hamacher

Lorenz Holthusen

Michael Steinbach