InfoForum 01/2025

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Digitale Teilhabe stärkt Chancengleichheit

Gestaltung einer inklusiven und zukunftsfähigen Arbeitswelt

Die bevorstehenden Koalitionsgespräche bieten eine entscheidende Gelegenheit, die Weichen für eine zukunftsfähige inklusive Berufsbildung zu stellen. Inklusion und berufliche Rehabilitation spielen eine wichtige Rolle, auch bei der Bewältigung des Fachkräftemangels und um die Erwerbsfähigkeit in einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt zu sichern. Die Politik ist gefordert, diese Themen in den Koalitionsgesprächen aufzugreifen und entsprechende Maßnahmen zu planen und durchzuführen.

Die doppelte Transformation durch Digitalisierung und demografischen Wandel schafft neue Barrieren, welche die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsleben zusätzlich einschränken. Einerseits bietet Digitalisierung neue Chancen der Teilhabe, insbesondere für Menschen mit Sinnes- und körperlichen Beeinträchtigungen. Andererseits nehmen Komplexität und Schnelligkeit von Arbeitsschritten und Prozessen weiter zu, während gleichzeitig immer stärkere visuelle und auditive Reize entstehen, was neue Herausforderungen für Menschen mit psychischen und seelischen Beeinträchtigungen bringt. In der Gruppe der Menschen mit Behinderung besteht also ein Benachteiligungsgefälle (ein sogenannter „digital disability divide“). Um dieses Gefälle auszugleichen, müssen Inklusionsbemühungen verstärkt werden. Dies kann zudem eine entscheidende Stellschraube sein, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.

Die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ist verpflichtend und bringt Vorteile für alle Menschen, nicht nur für Menschen mit Behinderungen. Inklusion bedeutet, Barrieren abzubauen und Teilhabe sowie (Grund-)Bildung für alle zu ermöglichen. Digitale Assistenzsysteme u.a. mittels Einsatzes von Künstlicher Intelligenz, werden hierbei eine zentrale Rolle spielen. Um allen Menschen den Zugang zu beruflicher Bildung und damit zu qualifizierten Arbeitsplätzen in Zeiten der digitalen Transformation zu ermöglichen, sind - neben den erforderlichen strukturellen Rahmenbedingungen wie Zugang zu geeigneten Geräten sowie eine ausreichende Internetversorgung und Netzabdeckung - insbesondere Grundbildungsthemen, wie Lesen, Schreiben, Rechnen, Gesundheitskompetenzen, Umgang mit digitalen Medien sowie soziale und personale Kompetenzen von zentraler Bedeutung. Dazu gehört die Förderung von Grund- und Zukunftskompetenzen für alle Beschäftigtengruppen, um die Potenziale der digitalen Transformation voll auszuschöpfen. Vor allem flexible Kompetenzentwicklungsmaßnahmen, die einen individuellen Umgang mit Veränderungen unterstützen, sind hierbei essenziell. Ergänzend zur Kompetenzförderung bieten digitale Technologien wie technische Assistenzsysteme die Möglichkeit, Arbeitsplätze barrierefrei und gesund zu gestalten. Durch präventive Maßnahmen, angepasste Arbeitsbedingungen und eine optimale Nachsorge, können Folgekosten reduziert und die Gesundheit sowie Integration der Beschäftigten gefördert werden.

Zu den oben exemplarisch genannten Themen gibt es noch erhebliche Forschungslücken, die geschlossen werden müssen. Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) führt seine Forschungs- und Transferaktivitäten verstärkt fort. Es sieht Handlungsbedarf entlang der gesamten Bildungskette: Angefangen bei (1) inklusiven Berufsorientierungsprozessen, sowohl im Förder- wie auch im Regelschulsystem, über (2) eine transparente Förderstruktur zur Erleichterung der Beschäftigung auf dem ersten Arbeitsmarkt bis hin zur (3) Unterstützung von Menschen beispielsweise mit Späterkrankungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Konkrete Empfehlungen an die Politik umfassen die Förderung von partizipativen Forschungsprojekten an der Schnittstelle zu Arbeit und Beruf. Zudem wird mehr Transparenz und der Bürokratieabbau von Unterstützungsleistungen für Betroffene benötigt. Alle Beteiligten müssen gemeinsam daran arbeiten, inklusive Arbeitsplätze zu schaffen und eine gerechtere und vielfältigere Arbeitswelt zu gestalten.

Thomas Schley

Sabrina Lorenz

Sabrina Anastasio