InfoForum 01/2024
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Die bayerische Automobilbranche auf dem Weg in die Zukunft
Eine Prognose für die Arbeits- und Fachkräftestruktur bis zum Jahr 2040
Die Automobilindustrie durchläuft tiefgreifende Veränderungen: Elektrifizierung, autonomes und vernetztes Fahren sowie Industrie 4.0 beeinflussen nicht nur die Technologie, sondern auch die Arbeits- und Fachkräftestruktur. Dazu wurde im Rahmen des Projekts transform.by eine Studie der Prognos AG beauftragt, um eine Prognose für die Arbeits- und Fachkräftestruktur der bayerischen Automobilindustrie bis zum Jahr 2040 zu erstellen Diese zeigt für das Jahr 2040 eine geringere Nachfrage von 106.000 Arbeitsplätzen. Das betrifft jede fünfte Stelle. Die Analyse zeigt, dass diese Entwicklungen teilweise durch ein rückläufiges Angebot an Beschäftigten im demographischen Wandel ausgeglichen werden, aber auch durch Verschiebungen in der Ausbildungsstruktur des Arbeitskräfteangebots und gezielte Aus- und Weiterbildung kompensiert werden müssen.
Ausgehend von den Annahmen zu zukünftigen technologischen Entwicklungen auf Basis der aktuellen Studienlage, wird ein Referenzszenario berechnet. Aufgrund der Veränderungen in den Produktions- und Absatzzahlen sinkt hier der Arbeitskräftebedarf um etwa 49.000 Beschäftigte. Bezieht man die eingangs genannten technologischen Transformationen mit ein, sinkt die Nachfrage nach Beschäftigten um weitere 57.000. Der Großteil entfällt dabei auf die Kernautomobilindustrie, also z. B. Kraftwagen und -motoren und Zubehör für Kraftwagen. Aber auch vor- und nachgelagerte Branchen wie Lager und Getriebe sind betroffen. Klassische Fahrzeugbauberufe wie die Fahrzeug-, Luft-, Raumfahrt- und Schiffbautechnik, Metallbearbeitung oder die Maschinenbau- und Betriebstechnik verlieren hingegen an Bedeutung. In diesem Zusammenhang geht insbesondere der Bedarf an Helfertätigkeiten in der Transformation zurück. Auf Ebene der Berufsgruppen finden sich mit der Elektro- oder Energietechnik sowie mit den IT-Berufen auch anteilige Gewinner. Generell werden höher qualifizierte Beschäftigte stärker nachgefragt.
Der Abgleich mit dem in Bayern zur Verfügung stehenden Arbeitskräfteangebot zeigt, dass der sinkende Arbeitskräftebedarf nicht problematisch sein muss, sondern stattdessen als Chance zur Verringerung des zunehmenden Arbeits- und Fachkräftemangels betrachtet werden kann. Grund ist, dass das Arbeitskräfteangebot in Bayern aufgrund des Rückgangs der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter bis zum Jahr 2040 deutlich sinkt – von 6,6 auf 6,2 Millionen Personen. Somit kann ein geringerer Bedarf in einigen Berufsgruppen auch dazu führen, dass potenziell entstehende Arbeitskräfteengpässe durch den Wegfall von 400.000 Arbeitskräften vermieden werden.
Für eine gelingende Transformation in der Automobilindustrie ist entscheidend, dass die Arbeitskräfte über die erforderlichen Fähigkeiten und Qualifikationen verfügen. Gezielte Weiterbildung gewinnt somit weiter an Bedeutung. Dies gilt insbesondere in den Zukunftsberufen der Elektronik, Mechatronik und IT. Aber auch in der Breite der Beschäftigten braucht es Qualifizierungen für die Vermittlung von Anwenderkenntnissen im Rahmen der Digitalisierung. Um die Kenntnisse der Beschäftigten zu aktualisieren und an die sich wandelnden Anforderungen anzupassen, sind Investitionen in Weiterbildung ein entscheidender Faktor zur Sicherung der langfristigen Zukunft für die Branche.
Hier setzt die Arbeit des Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) im Projekt transform.by an: Als eines von insgesamt 27 Netzwerken deutschlandweit untersucht das f-bb die Auswirkungen der Transformation auf Qualifizierung und Beschäftigung für Bayern. Aufbauend auf den Fallstudien im Projekt transform.by und den Erkenntnissen vor Ort in den Betrieben, entwickeln die Mitarbeitenden des f-bb Qualifizierungskonzepte für Unternehmen der bayerischen Auto- und Zulieferindustrie.
Das Projekt wird durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im Rahmen des Programms „Transformationsstrategien für Regionen der Fahrzeug- und Zuliefererindustrie, gefördert.
Christiane Heimann
Irina Kreider