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Lernende im Mittelpunkt

KI-gestützte Lösungen für die Weiterbildung von morgen

Wie sieht die Welt der beruflichen Weiterbildung von morgen aus? Neue Bedarfe nach personalisierten und flexiblen Lernarrangements bei Lernenden treffen aktuell auf einen immer größer werdenden und unübersichtlichen Markt an Bildungsangeboten. Besser werdende KI-Lösungen stellen bestehende Produkte und Geschäftsmodelle in Frage, da Lernmaterialien, Prüfungsfragen und Feedback auf Knopfdruck selbst generiert werden können. Gleichzeitig liefern sie aber auch faszinierende neue Möglichkeiten für personalisierte Lernformen, weil sie beispielsweise mittels Konzeption und Analyse fiktiver Dialoge historischer Persönlichkeiten oder einem Dialog mit Büchern bzw. deren Autor*innen einen neuen Zugang zu Wissen schaffen. Bildungsanbieter stehen dadurch unter großem Innovationsdruck. Veränderungen können abschrecken, ängstigen oder gar lähmen, gleichsam aber auch motivieren und den Nährboden für neue Lösungen bieten. Gerade jetzt ist es wichtig, sich von der enormen Anzahl und Vielfalt an neuen Möglichkeiten nicht verunsichern zu lassen, sondern diese proaktiv für die Neu- und Weiterentwicklung von Bildungsangeboten zu nutzen. Ein erfolgversprechender Fokus liegt in der Personalisierung digitaler Weiterbildungsangebote – optional in Verbindung mit KI-Technologien. Im Projekt „KI-gestützte Personalisierung in der berufsbezogenen Weiterbildung (KIPerWeb)“ des Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) wurden mit Praxispartnern ausgewählte Möglichkeiten erprobt.

Warum gerade jetzt?

Eine Erkenntnis des Projekts ist, dass gerade die aktuelle Phase der digitalen Transformation Bildungsanbietern ermöglicht, ihre Angebote auf eine Art und Weise zu individualisieren, die früher sehr aufwendig oder gar undenkbar war. Moderne Technologien eröffnen spannende Optionen, maßgeschneiderte Lernangebote für verschiedenste Zielgruppen zu erschaffen. Aktuell wird dabei in der Weiterbildungslandschaft viel ausprobiert und mit neuen Ideen experimentiert. Ziel ist es, Chancen auszuloten, das eigene Bildungsumfeld aktiv zu gestalten und im Idealfall sogar eine führende Rolle bei der Entwicklung innovativer Angebote einzunehmen.

Kleine Schritte mit großer Wirkung

Dabei muss man nicht zwangsläufig große Umstrukturierungen anvisieren. Schon kleine, schrittweise Anpassungen der Bildungsplattform und des Lernmaterials können den Weg zu einer spürbar personalisierten Bildungserfahrung ebnen:

  1. Vielfalt bieten: Auswahlmöglichkeiten durch unterschiedliche Lernmedien und -formate lassen Lernenden eine Wahl, wie sie lernen möchten. Das können Fassungen in leichter Sprache, barrierefreie Textversionen oder Audio-Angebote für Menschen mit sensorischen oder kognitiven Beeinträchtigungen sein. Beispielsweise lässt sich eine Version mit vielen Infografiken und interaktiven Elementen, eine zweite rein auditive mit Podcastfolgen und eine dritte mit Videos und einfacher Sprachgestaltung erstellen. Lernende erfahren dadurch einen deutlichen Mehrwert, da sie je nach Bedarf wählen können. Durch derlei Maßnahmen kann die digitale Teilhabe aller gesteigert werden. Durch den Einsatz von generativer KI ist die Erstellung solcher Materialien mit überschaubarem Aufwand umsetzbar.
     
  2. Individuell fördern: Die bedarfsgerechte Zusammenstellung von Bildungsinhalten für die einzelnen Lernenden auf Basis kleiner Lernmodule hilft, Lernende mit unterschiedlichem Vorwissen abzuholen und individuell zu fördern. Die Einbindung von Lern- und Verhaltensdaten (z.B. Aktivitätslevel, Bestehensquoten oder Selbsteinschätzungen zu Wissenslücken) ist besonders nützlich, um den Lernprozess zielgerichtet zu unterstützen Zwischen thematischen Abschnitten können Quizzes den Lernfortschritt messen und individuelle Empfehlungen für den nächsten Lernabschnitt geben. Damit ersetzen individualisierte Lernwege zunehmend den einen Kurs für alle.
     
  3. Entscheidungen vereinfachen: Das Angebot an Weiterbildungen ist riesig und nicht immer ist klar, was zu den eigenen Bedürfnissen, Zielen und Interessen passt. Mit Unterstützung von KI-Verfahren lässt sich ein datenbasiertes Entscheidungsmanagement aufbauen, das Lernenden auf Basis verfügbarer Informationen passende Inhalte empfiehlt. Dabei können individuelle Voraussetzungen (z.B. Interessen oder Einschränkungen) und Wünsche (z.B. zu Kursdauer oder Gebühren) ebenso berücksichtigt werden wie anforderungsorientierte Kriterien (z.B. Englischkenntnisse).

Unabhängig vom gewählten Grad der Personalisierung ist es ratsam, stets die Lernenden in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen und abzuwägen, welche Bedürfnisse und Wünsche die jeweiligen Zielgruppen haben. Von hier aus lässt sich prüfen, welche Personalisierungsmaßnahmen sinnvoll und förderlich sind. Dadurch können aus der Vielzahl an Möglichkeiten die passenden ausgewählt und ein zielführendes Vorgehen entwickelt werden. 

Um Bildungsanbietern diesen Weg zu erleichtern, hat das f-bb einen Leitfaden zu KI-basierter Personalisierung berufsbezogener Weiterbildung veröffentlicht, in dem die dargestellten Möglichkeiten vertieft und konkrete KI-Verfahren sowie praxisnahe Umsetzungstipps vorgestellt werden: https://www.wbv.de/shop/detail/dc56c67629183c89bf547811622ac9b6 

Im Projekt „KI-gestützte Personalisierung in der berufsbezogenen Weiterbildung (KIPerWeb)“ werden - unter Leitung des f-bb und gefördert vom BMBF im Rahmen der Förderlinie INVITE - innovative Konzepte zur Modularisierung und Personalisierung berufsbezogener Weiterbildung entwickelt und erprobt.