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Transformation in Sicht!

Thesen für eine moderne und attraktive Berufsbildung

Wie kann die Berufsbildung modern und attraktiv gestaltet werden? Hierzu wurden im Rahmen der f-bb-Institutskonferenz fünf Thesen im Workshop „Gegenwart und Zukunft der dualen Ausbildung - Highway to ...?“ diskutiert.

Die Eingangsfrage ist vor dem Hintergrund der folgenden Entwicklungen zu beantworten: Der demografische Wandel führt dazu, dass einem steigenden Bedarf an beruflich qualifizierten Fachkräften eine sinkende Zahl potenzieller Auszubildender gegenübersteht. Gleichzeitig erwerben immer mehr junge Menschen eine Studienberechtigung und können zwischen Ausbildung und Studium wählen. Das Berufsbildungssystem steht folglich unter Anpassungsdruck, da immer mehr Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben.

Fünf Handlungsfelder lassen sich identifizieren:

  • Die digitale Transformation zügig vorantreiben: Ausbildungsinhalte und -prozesse müssen kontinuierlich weiter angepasst werden, u.a. durch den Einsatz von digitalen Lernangeboten und der Aktualisierung der Ausbildungsinhalte mit Blick auf neue Technologien wie XR, additive Fertigung und KI. Dabei ist es wichtig, Trends frühzeitig zu erkennen, zu beschreiben und in die Ausbildungsordnungen einfließen zu lassen, auch durch neue Berufe. Voruntersuchungen zu Neuordnungsverfahren, wie vom f-bb u.a. in der Metall- und Elektroindustrie, aber auch für die der Versicherungswirtschaft durchgeführt, tragen im Sinne eines systematischen Foresight-Prozesses dazu bei, den Anforderungen besser Rechnung zu tragen.
  • New Work Modelle in allen Branchen entwickeln: Wenn sich Unternehmen auf die Möglichkeiten von New Work in der Ausbildung einlassen, erhöht dies die Attraktivität von Ausbildungsberufen für junge Erwachsene. Um Modelle des digitalen, flexiblen, mobilen und selbstverantwortlichen Arbeitens umzusetzen, braucht es neben technischen und organisatorischen Konzepten auch ein neues Verständnis von Führung und Ausbildung, damit der Dreiklang Technik, Organisation und Mensch funktioniert. Konzepte des New Work können in jeder Branche und in jedem Beruf umgesetzt werden – es braucht jedoch passgenaue Lösungen für Betriebe.  
  • Nachhaltigkeit stärker verankern: Dies erfordert ein Umdenken bei Jugendlichen, Ausbilder*innen, der gesamten Belegschaft sowie den Akteuren im Umfeld von Berufsschulen und anderen Lernorten. Politische Rahmenbedingungen wie die Modernisierung der Ausbildungsberufe können dazu beitragen, Ansätze zur Gestaltung nachhaltiger betrieblicher Lernorte kommen hinzu. Im Workshop wurde u.a. der bisherige Umsetzungsstand der neuen Standardberufsbildungspositionen (vgl. Neue Nachhaltigkeitsstandards bei Berufen ab 2021) diskutiert und wie Ausbildungsbetriebe und das Ausbildungspersonal bei der Umsetzung unterstützt werden können. Vorgeschlagen wurden gezielte Qualifizierungsangebote, die niedrigschwellig in den Arbeits- und Ausbildungsprozess integriert werden können.
  • Gleichberechtigter Zugang zur beruflichen Ausbildung: Die berufliche Bildung muss so gestaltet werden, dass sie eine attraktive Option für Jugendliche aller Leistungsniveaus, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft oder ihrem Migrationshintergrund darstellt. Ein zentraler Baustein hierfür ist die Berufsorientierung. Um die intendierte Wirkung zu erzielen, muss sie jedoch umfassender, kooperativer und systematischer in den Lehrplan integriert werden. Auch das Aufbrechen von Klischees mit Bezug auf bestimmte Branchen und Berufe aber auch mit Geschlechterzuschreibungen sollte Ziel aller Berufsorientierungsangebote sein.
  • Mehr Flexibilität in der Ausbildung ermöglichen: Die Möglichkeit, über Teilqualifikationen einen Berufsabschluss zu erwerben, muss für Menschen ohne formal abgeschlossene Berufsausbildung eine echte Alternative sein. Die Validierung und Anerkennung vorhandener Kompetenzen ist wichtiger denn je. Der Handlungsbedarf steigt, da die Zahl der 20- bis 34-Jährigen ohne Berufsausbildung zwischen 2015 und 2021 auf 2,64 Millionen angestiegen ist. Das sind 17 Prozent der Alterskohorte. Die Nutzung dieses Potenzials sollte ein besonderes bildungspolitisches Ziel sein.

Eine thematische Ergänzung zu diesem Artikel bietet das Interview mit Uta Kupfer, Mitglied des f-bb-Fachbeirats und im Bundesvorstand von ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft im Bereich Bildungspolitik tätig, in dem die Versicherungswirtschaft als Beispiel für die Transformation in der Ausbildung genauer in den Blick genommen wird.

Heiko Weber

Ariane Baderschneider