Veranstaltungen
27.09.2024, 09:00 - 10:30, Essen
Partizipative Forschung zur digitalen Teilhabe von Menschen mit Behinderung – "Nicht ohne uns über uns!"
Menschen mit Behinderung sind überdurchschnittlich oft von digitaler Ausgrenzung betroffen (Scholz et al. 2017; Haage & Bosse 2019), v.a. Menschen mit psychischer und/oder kognitiver Behinderung (sog. ‚digital disability divide‘, u.a. Sube & Sonnenschein 2022). Verursacht wird dies bspw. durch die Technisierung von Routinetätigkeiten, eine schneller werdende Arbeitswelt, steigende Komplexität von Arbeitsprozessen oder zunehmende digitale Information- und Reizüberflutung.
Das Projekt digitaleTeilhaBe des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb), gefördert im Rahmen der INSIGHT-Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, konnte gemeinsam mit Betroffenen Barrieren und Handlungsmöglichkeiten für eine gelingende Nutzung digitaler Medien in Bildungs- und Arbeitsprozessen identifizieren (Kreuder-Schock et al. 2024, Lorenz et al. 2023).
Ein wichtiger Ansatz im Projekt war, Menschen mit Behinderung direkt zu befragen: So wurden eine Online-Erhebung sowie qualitative Interviews mit Menschen mit psychischer und/oder kognitiver Behinderung durchgeführt. Herzstück des partizipativen Forschungsdesigns waren drei Zukunftswerkstätten, die sich den Barrieren, Wünschen und Handlungsansätzen digitaler Teilhabe widmeten (Jungk & Müllert 1989). Die Teilnehmerschaft war sehr heterogen, es nahmen sowohl Menschen mit Körper-/Sinnesbehinderung als auch mit psychischer und/oder kognitiver Behinderung teil. Neben den Betroffenen als Expertinnen und Experten in eigener Sache nahmen auch Vertretende von Leistungsträgern, -erbringern, Bundes- und Landesministerien, Verbänden sowie weitere Akteure im Bereich Inklusion und Bildung teil.
Diese heterogene Zusammenstellung birgt Herausforderungen, da Barrierefreiheit allumfänglich berücksichtigt werden muss. Dies betrifft z.B. die Auswahl des Veranstaltungsortes, die Medienwahl für Menschen mit Seheinschränkung, die Bereitstellung von Gebärdensprachdolmetschenden, die Verwendung von einfacher Sprache sowie Workshopmethoden oder die Erhöhung von Pausenzeiten zur Erhaltung der Konzentrationsfähigkeit. Derartige partizipative (Forschungs-)Methoden sind in Zukunft unerlässlich, da Teilhabe, Passgenauigkeit und Zielgruppenadäquanz nur durch die aktive Einbindung von Betroffenen gestaltet und erreicht werden kann.
Im Beitrag werden Erkenntnisse zur Durchführung partizipativer Forschung und Entwicklung von Tools und Bildungssettings sowie Workshops vorgestellt.