Wozu Modellversuche? Zum Verhältnis von Modellversuchsforschung und Berufsbildungspolitik

Modellversuche tragen als Instrument der Gestaltung der Berufsbildungspraxis  zur Innovation in der beruflichen Ausbildung im dualen System ebenso bei wie zur Professionalisierung der betrieblichen Weiterbildung. Auf der Grundlage einer gefestigten Institutionalisierung der beruflichen Bildung in Deutschland konnten auf diese Weise neue Verfahren, Methoden und didaktische Konzepte in Modellversuchen bei Betrieben und Bildungseinrichtungen entwickelt und dann im Erfolgsfall durch eigene Ausstrahlungskraft und die Unterstützung ihrer wissenschaftlichen Begleitungen horizontal in die Breite der Berufsbildungslandschaft transferiert werden. Während dreißig Jahren der Modellversuchsforschung ist mehr als ausführlich über die Bedingungen und Möglichkeiten erfolgreichen Modellversuchstransfers diskutiert worden; das Verhältnis von Modellversuchsforschung und Berufsbildungspolitik war hingegen von geringerem Interesse: möglicherweise, weil sich die Rolle der Berufsbildungspolitik lange auf die bildungspolitische Zustimmung zu und die finanzielle Förderung von Modellversuchsschwerpunkten und Einzelprojekten beschränkte. Berufsbildungspolitische Programme und Interventionen wurden weitgehend ohne Bezug auf die Modellversuchsforschung durchgeführt. Angesichts der Herausforderungen, mit denen sich die Berufsbildungspolitik heute konfrontiert sieht, ist allerdings zu fragen, ob nicht die gerade die Modellversuchsforschung Potentiale bei der Politikberatung und bei der vorlaufenden Erprobung neuer Verordnungen und gesetzlicher Interventionen in die Berufsbildungspraxis entfalten kann – und wie sie sich verändern muss, um solche Leistungen erbringen zu können. Mehr