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Berufssprachkurse verbessern die Deutschkenntnisse, stärken die Arbeitsmarktintegration aber nur bedingt
Seit 2016 gibt es die Berufssprachkurse als breitgefächertes Kursangebot des Bundes, das Menschen mit Migrationshintergrund und Sprachförderbedarf auf den deutschen Arbeitsmarkt vorbereiten und in Ausbildung oder Arbeit begleiten soll. Bis Ende 2022 hatten Personen aus dieser Zielgruppe in 775.000 Fällen einen Berufssprachkurs begonnen. Die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) beauftragte Forschungsgruppe hat jetzt den Abschlussbericht der Evaluation vorgelegt. Untersucht wurden Ergebnisse und Wirkungen der Berufssprachkurse auf den Spracherwerb und die Arbeitsmarktintegration. Zudem wurden Gelingensbedingungen für die Inanspruchnahme und Durchführung der Kurse herausgearbeitet.
Ergebnisse und Wirkungen der Berufssprachkurse
Einerseits verbessern die Berufssprachkurse die Deutschkenntnisse. Die insgesamt 3.700 befragten Teilnehmenden beherrschten nach Kursende die deutsche Sprache deutlich besser als Personen mit vergleichbaren Voraussetzungen, die nicht an den Kursen teilgenommen hatten. Insgesamt eröffnen die verschiedenen Kursarten damit den heterogenen Gruppen von Teilnehmenden gute Möglichkeiten zur Weiterentwicklung ihrer sprachlichen und sozialen Integration.
Andererseits entfaltet die berufsbezogene Deutschsprachförderung im bislang vorrangig betrachteten Zeitraum (bis zu 30 Monate nach Beginn eines Berufssprachkurses) die gewünschten Wirkungen im Hinblick auf die Arbeitsmarktintegration nur teilweise. Während der Spracherwerbsphase lassen sich die Berufssprachkurse, die meistens Vollzeitangebote sind, nur bedingt mit einer Erwerbstätigkeit kombinieren. Auch nach Abschluss des Kurses zeigt sich, dass ehemalige Teilnehmende im Beobachtungszeitraum seltener erwerbstätig sind als vergleichbare Nichtteilnehmende.
Allerdings gehen von den Berufssprachkursen Qualifizierungsimpulse aus. Personen, die an den Berufssprachkursen teilnahmen, begannen anschließend eher eine Berufsausbildung oder eine Qualifizierungsmaßnahme der Bundesagentur für Arbeit als vergleichbare Nichtteilnehmende. Ob in einem längeren Zeitraum positive Wirkungen auf sozialversicherungspflichtige Beschäftigung und Einkommen festzustellen sind, ist Gegenstand derzeit durchgeführter Untersuchungen.
Vielfältige Gelingensbedingungen für eine erfolgreiche Teilnahme
Die an der Umsetzung der Berufssprachkurse Beteiligten – Lehrkräfte, Kursträger sowie Vermittlungs- und Integrationsfachkräfte aus Jobcentern und Agenturen für Arbeit – sind sich einig: Eine wichtige Voraussetzung für viele Teilnehmende ist die Vereinbarkeit von Kinderbetreuung und Kursteilnahme. Aber auch das Wissen um die Relevanz deutscher Sprachkenntnisse für den Arbeitsmarkt, die Anwendung der deutschen Sprache im Alltag sowie eine möglichst gute Passung von Kursniveau und Sprachbeherrschung sind wichtige Vorbedingungen für den erfolgreichen Kursbesuch.
Das für die Berufssprachkurse zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) arbeitet kontinuierlich an der Optimierung des Kursangebots. Erprobt werden berufsvorbereitende und berufsbegleitende Berufssprachkurse für Auszubildende (Azubi-Berufssprachkurse) sowie sogenannte Fachpraxis-Berufssprachkurse für Zielgruppen mit geringem Literalisierungsgrad, die den Fokus auf Sprechen und Verstehen sowie die Kombination von Erlernen der Sprache im Kursraum und Lehr-/Lernwerkstätten legen. Die Evaluation bestätigt, dass diese neuen Formate einem wichtigen Bedarf entsprechen.
Vorschläge für die Verbesserung der Wirkung der Berufssprachkurse
Um die Arbeitsmarktintegration der Absolventinnen und Absolventen zu stärken, sollte noch vor Ende des Kurses ein verbindliches Absolventenmanagement durch die Jobcenter und Agenturen für Arbeit einsetzen. Es sollte verstärkt darauf geachtet werden, dass die zuständigen Fachkräfte mehrere Wochen vor Kursende den Kontakt zu den Teilnehmenden aufnehmen, um sie über ihren weiteren beruflichen Werdegang nach Kursende zu beraten. (Teilzeit-)Praktika während des Kurses können zu einer Einmündung in eine Beschäftigung im Praktikumsbetrieb führen und damit den Übergang aus dem Kurs in den Arbeitsmarkt beschleunigen. Der Ausbau von Teilzeitkursen, ggf. auch als virtuelle oder hybride Formate, sollte weiter vorangetrieben werden. So können mehr Beschäftigte ihre deutschen Sprachkenntnisse verbessern.
Eltern mit betreuungsbedürftigen Kindern sollten die Kinderbetreuung und die Teilnahme an Berufssprachkursen besser miteinander vereinbaren können. Vorliegende Studien zeigen, dass Eltern mit Migrationshintergrund bei der Kinderbetreuung benachteiligt sind. Dieser Benachteiligung sollte durch verbesserte Beratungsstrukturen entgegengewirkt werden. Darüber hinaus sollte geprüft werden, inwieweit Kinderbetreuung stärker als bisher auch von den Trägern der Berufssprachkurse angeboten werden kann und wie die Kursangebote noch besser auf den Bedarf von Eltern zugeschnitten werden können.
Die Studie untersucht auch die Situation der Lehrkräfte. Diese unterrichten mehrheitlich gerne in Berufssprachkursen und wollen dies auch längerfristig tun. Allerdings sind nicht alle mit den Arbeitsbedingungen zufrieden. Angesichts des demografisch bedingten künftigen Mangels an geeigneten Lehrkräften sollten die Rahmenbedingungen und Perspektiven für die Lehrkräfte verbessert werden. Neben einer leistungsgerechten Vergütung sind hier Spielräume in der Unterrichtsgestaltung und flexiblere Beschäftigungsmodelle zu nennen.
Durchführung und Zeitraum der Evaluation
Die Studie zur Evaluation der berufsbezogenen Deutschsprachförderung wurde durch das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) an der Universität Tübingen, das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb), das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA), Verian Deutschland (zuvor Kantar Public) und dem Evaluation Office Caliendo und Partner im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) durchgeführt.
Die Ergebnisse beziehen sich auf den Zeitraum von Anfang 2017 bis Herbst 2023 und berücksichtigen daher nur teilweise oder noch nicht die in dieser Zeit vorgenommenen Änderungen wie zum Beispiel den Zugang für Asylbewerbende, die Einführung des Bürgergelds, die Weiterentwicklung neuer Kursarten in der Pilotierungsphase oder den Job-Turbo, mit dem die Bundesregierung die Arbeitsmarktintegration von Zugewanderten gezielt verbessern will.
Die Studie kann hier als Volltext heruntergeladen werden
Ansprechpersonen:
Prof. Dr. Bernhard Boockmann, Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW)
+49 7071 9896-20, bernhard.boockmann@iaw.edu
Dr. Iris Pfeiffer, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH
+49 911 27779-00, iris.pfeiffer@f-bb.de
Dr. Annabelle Krause-Pilatus, Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA)
+49 228 3894-527, krause@iza.org
Miriam Gensicke, Verian Deutschland (zuvor Kantar Public)
+49 89 231221011, miriam.gensicke@veriangroup.com
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