InfoForum 04/2021
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Kaum digitale Angebote verfügbar
Studie über pflegeberufliche Weiterbildung vorgestellt
Das Lernen mit digitalen Medien bietet zahlreiche Vorteile: Es vereinfacht die individuelle Förderung von Lernenden, der Zugriff auf Unterrichtsinhalte ist flexibler gestaltbar, die Lerninhalte lassen sich einfacher auf die jeweilige Praxis anpassen und en passant steigern die Lernenden ihre Kompetenz in der Mediennutzung. Trotzdem sind digitale Weiterbildungsangebote in der Pflege immer noch Mangelware. Stattdessen dominieren, Stand August 2021, Kurse im Präsenzformat. Das ist das Fazit einer Untersuchung, die das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) im Projekt „Qualifizierungsanforderungen von Weiterbildungen (QUAWE)“ durchgeführt hat. Die Ergebnisse wurden von Katja E. Richter und Dr. Dana Bergmann im Rahmen einer Tagung der Arbeitsgemeinschaft Berufsbildungsforschungsnetz (AG BFN) vorgestellt.
Für die Studie wurden kriteriengeleitete Weiterbildungsangebote in der Pflege in den drei Webportalen Kursnet, Kursfinder und Deutsches Pflegeportal betrachtet. Mit Hilfe von Web Scraping und einer systematischen Datenanalyse konnten über 11.000 Kursangebote untersucht werden. 8.984 davon entfielen alleine auf die Datenbank Kursnet. Bei immerhin gut der Hälfte der dort gelisteten Angebote war eine Kategorisierung nach Format möglich. Mit 2.222 fand der Großteil der Kurse, bei denen die Durchführungsform bestimmbar war, in Präsenz statt. Rein digitale Angebote gab es lediglich 36. Bei 1.883 Kursen war die Durchführungsform zwar mit „Vor Ort“ angegeben, es kamen aber, laut Angabe in Kursnet, auch digitale Medien zum Einsatz. 449 Weiterbildungsangebote fanden in hybrider Form statt.
Das Ergebnis ist insofern überraschend, als dass digitale Formate die Teilnahme an Weiterbildungen gerade in der Pflege massiv erleichtern könnten. Schließlich ist der Arbeitsalltag in der Pflege von Schichtdienst geprägt. Auch ein hoher Frauenanteil und ein hoher Anteil an Teilzeitmitarbeitenden sind hier charakteristisch. Hinzu kommt, dass PC, Smartphone und Co. auch in Krankenhäuser und Seniorenresidenzen verstärkt Einzug halten und lebenslanges Lernen an Bedeutung gewinnt. Der Bedarf an Weiterbildungen – auch im Bereich digitale Medien – ist also zweifelsfrei gegeben, die Hürden für den Besuch von Präsenzveranstaltungen sind gleichzeitig hoch.
Warum spielen digitale Weiterbildungsangebote trotzdem eine untergeordnete Rolle? Mangels entsprechender Studien ist eine konkrete Beantwortung dieser Frage nicht möglich. Ein Grund könnte etwa sein, dass Pflegekräfte in einem beruflichen Umfeld agieren, dass in der jüngeren Vergangenheit stark vom Fachkräftemangelt geprägt war. Für Weiterbildungen würde dann angesichts der starken beruflichen Inanspruchnahme keine Zeit bleiben, was sich in der fehlenden Fortentwicklung des Weiterbildungsangebots widerspiegelt. Um genaueres aussagen zu können, wäre weitere Forschung wünschenswert.
Der Vortrag „Pflegeberuflichen Weiterbildungen im Kontext von Digitalisierung“ wurde auf der AG BFN-Tagung, „Digitalisierung in den Gesundheitsberufen“ gehalten. Das f-bb führt das Projekt „Qualifizierungsanforderungen von Weiterbildungen (QUAWE)“ im Auftrag des BIBB durch.