InfoForum 04/2020
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Noch viel Sand im Getriebe
f-bb-Studie bestätigt Defizite bei der Nutzung digitaler Tools in Aus- und Weiterbildung
Die Corona-Krise hat den Nachholbedarf, den viele Betriebe in Sachen Digitalisierung hatten, deutlich vor Augen geführt. Nach dem ersten Schock und darauf bezogenen Notfallmaßnahmen („Wir brauchen ein stabil laufendes und datenschutzkompatibles Videochat-Programm!“) sind viele Unternehmen nun dabei, sich in diesem Bereich strategisch zukunftssicher aufzustellen. Damit das gelingt, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu gehört das Vorhandensein einer technologischen Infrastruktur, die Offenheit für Organisationsentwicklungsprozesse und das Vermitteln IT-spezifischen Know-hows bei Auszubildenden und Beschäftigten. Gerade bei den zuletzt genannten Kriterien steckt noch reichlich Sand im Getriebe. Das zeigt eine Studie, die vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut KANTAR PUBLIC im Jahr 2019 – also noch vor dem Corona-Schock – durchgeführt wurde.
Die Ergebnisse der Studie, initiiert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), sind in Heft 220 der Schriftenreihe „Wissenschaftliche Diskussionspapiere“ (WDP) unter dem Titel „Digitale Medien in Betrieben – heute und morgen“ veröffentlicht. Im Text wird die Nutzung digitaler Medien in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung sowie in betrieblichen Arbeitsprozessen beschrieben. Bei der Befragung handelte es sich um eine Folgebefragung zu der im Jahr 2015 von KANTAR PUBLIC, BIBB und BMBF durchgeführten bundesweiten Bestandsanalyse. Um tiefergehende Erkenntnisse zu gewinnen, wurde die aktuelle Nachfolgebefragung ergänzt um qualitative Interviews mit Betrieben, die den digitalen Wandel proaktiv gestalten.
Die Studie bestätigt Befunde, wonach man vor dem Hintergrund dynamischer technologischer, sozialer und ökonomischer Veränderungsprozesse infolge der Digitalisierung eine asynchrone Entwicklung beobachten kann. Einerseits wird die IT-Infrastruktur der Betriebe flächendeckend gestärkt und smartere Geräte werden eingesetzt. Andererseits fallen die tatsächliche Nutzung von Maschinen und Applikationen durch Fachkräfte und Auszubildenden sowie der Einsatz digitaler Lernszenarien in der Aus- und Weiterbildung hinter den gegebenen Möglichkeiten zurück. Das zeit- und ortsunabhängige Potenzial digitaler Medien wird nur bedingt beim Lehren, Lernen und Arbeiten sowie in Lernortkooperationen abgerufen. Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weisen einen besonderen Nachholbedarf auf.
Patrick Hilse
Thomas Schley