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Innovationen in der beruflichen Bildung

Chancen und Herausforderungen in Zeiten der digitalen Transformation

Aktuelle und zukünftige Veränderungen unserer Arbeitswelt setzen hohe Ansprüche an die berufliche Bildung und Kompetenzentwicklung. Innovative Aus- und Weiterbildung sind ohne digitale Lernplattformen bis hin zu Learning Experience Systemen, Smart Devices und zunehmend auch Künstliche Intelligenz nicht mehr denkbar. Um die technologischen Potenziale ausschöpfen zu können und gleichzeitig eine Entmündigung sowie Kontrolle Lernender zu vermeiden, bedarf es eines gewissenhaften Einsatzes der Technologien, umfassender Fähigkeiten aller Beteiligten sowie eine wissenschaftliche Begleitung, Evaluation und Qualitätssicherung bei der Konzeption und Anwendung.

Gemeinsam mit den beiden Beiratsmitgliedern Dr. Christof Prechtl (vbw - Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V.) und Prof. Dr. Eckart Severing (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) sowie Hubert Schurkus (Vorstandsvorsitzender bbw e.V.) diskutierten die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) über Möglichkeiten, Notwendigkeiten und die Rolle der Forschung.

Die Einsatzmöglichkeiten für Technologie in der Berufsbildung sind vielfältig. Diese können u.a. genutzt werden, um Bildungsbedarfe zu identifizieren, Bildungsangebote zu personalisieren und zu modularisieren sowie Bildungsprozesse stärker in Arbeitsprozesse zu integrieren. Personalisierung und Modularisierung des Lernens sind in den vergangenen Jahren immer wieder Gegenstand vieler Entwicklungsprojekte des f-bb gewesen, allen voran die Arbeiten zu Teilqualifikationen in der beruflichen Bildung. Im Projekt „KI-gestützte Personalisierung in der berufsbezogenen Weiterbildung“ (KIPerWeb) lotet das f-bb gegenwärtig den Einsatz von KI-Technologien in der berufsbezogenen Weiterbildung aus. Verschiedene Ansätze zielen auch darauf ab, Weiterbildung näher an Arbeitsprozesse anzubinden oder gar zu integrieren und Personalentwicklung gemeinsam mit Organisationsentwicklung zu denken. Die vier Zukunftszentren des f-bb Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Süd erproben diesbezüglich erfolgreich unterschiedliche Ansätze mit kleinen und mittleren Unternehmen.

In der Diskussion zum 20-jährigen Bestehen des f-bb wurde bekräftigt, dass eine innovative Kompetenzentwicklung den Menschen in den Mittelpunkt stellen muss. Dazu gehört, Lernende bei der Orientierung zu unterstützen ihren individuellen Lernpfad zu finden – beispielsweise mit modularen kleinen Lerneinheiten oder Microlearnings – und das Lernen bedarfsorientiert auch im Prozess der Arbeit einzubinden (z. B. via Assistenzsysteme). 

Gleichzeitig braucht es auf organisationaler Ebene valide und zuverlässige Messinstrumente um berufliche Kompetenzen festzustellen sowie flexible, bedarfsgerechte und nachhaltige Bildungsangebote. Auch braucht es Weitblick, welche Kompetenzen in Zukunft im Unternehmen aus- und aufgebaut werden müssen.

Allen Entwicklungen sollte zugrunde liegen, Bewährtes zu erhalten und zugleich Weiterentwicklung mit größtmöglicher Offenheit zu begegnen.

Digitale Technologien dienen primär dazu, Ressourcen bestmöglich einzusetzen und dadurch die Kompetenzentwicklung zu fördern. Je mehr Daten aus Bildungsprozessen genutzt werden können, desto besser kann unterstützt werden. Durch prozessintegrierte Technologien und personenbezogene, immer detailliertere Daten entstehen auch Risiken. Diese reichen von Diskriminierung, Kontroll- und Datenverlust bis hin zur Gefahr, dass (unwissend) Lernprozesse durch Technologien erschwert oder verhindern werden können. Hierfür braucht es Klarheit, Transparenz und ein gesundes Maß an Regularien sowie eine qualitätsgesicherte Entwicklung und Anwendung auf Basis neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das f-bb sieht hier auch zukünftig seine Verantwortung, diese Prozesse mitzugestalten, zu begleiten und zu evaluieren.

Digitale Technologien prägen zweifellos das Bild der beruflichen Bildung der Zukunft. Es liegt an allen Beteiligten sicherzustellen, dass die technologischen Potenziale genutzt und Risiken minimiert werden.