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Akademisierung der Pflegeausbildung

Gute Begleitung für einen gelingenden Berufseinstieg notwendig

Demographische Entwicklungen und insbesondere die Alterung der Gesellschaft vergrößern den Pflegebedarf und verschärfen den Fachkräftemangel. Zudem treten aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung vermehrt komplexe Krankheitsbilder auf, wodurch auch die Komplexität der pflegerischen Tätigkeiten zunimmt. Beides zusammen erhöht den Bedarf an hochschulisch qualifizierten Pflegefachpersonen. Die Akademisierung erweitert nicht nur das Spektrum pflegerischer Tätigkeiten, sondern kann auch zur Steigerung der Attraktivität des Berufsbildes beitragen und so dem Fachkräftemangel entgegenwirken.  Der Wissenschaftsrat hatte bereits im Jahr 2012 eine Akademisierungsquote im Pflegebereich von 10 bis 20 Prozent empfohlen. Im Jahr 2018 lag der Anteil an Pflegefachpersonen mit einem berufsqualifizierenden Bachelor in der direkten Versorgung von Patienten und Patientinnen mit 2,1% immer noch weit darunter.

Das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) untersucht daher gemeinsam mit der Uni Bremen Campus GmbH und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, welche Maßnahmen es braucht, um den Berufseinstieg für hochschulisch qualifizierte Pflegefachpersonen zu erleichtern und Anreize für einen dauerhaften Verbleib in der Pflege zu schaffen.

Die Untersuchung nimmt dabei sowohl die Perspektive der Versorgungseinrichtungen als auch der Fachkräfte in den Blick. Erste Ergebnisse verweisen darauf, dass sowohl für den Berufseinstieg als auch für den Verbleib parallele Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen notwendig sind. Einzelne Aktivitäten, die sich beispielsweise ausschließlich an die Hochschulabsolventen und Hochschulabsolventinnen richten, sind zwar wünschenswert aber häufig nicht ausreichend. In Interviews und Fokusgruppen mit Experten und Expertinnen wurden auf Ebene der Organisations- und Personalentwicklung drei bedeutsame Handlungsfelder identifiziert: Bedarfs- und Kompetenzorientierung, Rollenfindung sowie Schaffung von Akzeptanz. In wenigen Pflegeeinrichtungen bestehen bereits Erfahrungen mit akademischen Pflegekräften. Demnach ist es notwendig, Strukturen zu schaffen, in denen sich hochschulisch Qualifizierte mit ihren Kompetenzen adäquat in die Versorgung einbringen können. Dabei ist die Rollenfindung ein kontinuierlich zu begleitender Prozess. Förderlich ist es, Perspektiven und Karrierewege aufzuzeigen. Eine besondere Herausforderung ist die fehlende Akzeptanz zwischen beruflich und hochschulisch qualifizierten Fachkräften. Hier sind Maßnahmen notwendig, die Transparenz, Aufklärung und kommunikativen Austausch fördern, um über Kompetenzen, Einsatzbereiche und Tätigkeitsprofile zu informieren sowie den Mehrwert für beide Berufsgruppen in der Pflegepraxis aufzeigen. Bereits beim Onboarding sollten möglichst Beschäftigte aus allen Arbeitsbereichen – auch auf Führungsebene - einbezogen werden. Auch dies kann zur Akzeptanz beitragen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden derzeit in einem Leitfaden zusammengefasst, der im Projektverlauf weiterentwickelt und evaluiert wird. Die finale Version des Leitfadens wird nach Projektabschluss Pflegeeinrichtungen und Fachkräften zur Verfügung gestellt, um sie beim erstmaligen Einsatz von akademischen Pflegekräften zu unterstützen. 

Anfang 2023 werden Workshops mit Beispielen guter Praxis zur erfolgreichen Integration hochschulisch qualifizierter Pflegefachpersonen durchgeführt. Interessierte Einrichtungen und Personen sind herzlich zur Teilnahme an den Workshops eingeladen. Wir freuen uns über Inputgebende, Zuhörende und Mitdiskutierende. Bei Interesse senden Sie uns gern eine E-Mail an hpabe@f-bb.de.

Im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) wird das Projekt „Hochschulische Pflegeausbildung und Berufseinstieg“ (HPABE) im Verbund aus dem Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb), der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) und der Uni Bremen Campus GmbH (UBC) umgesetzt. Ziele sind die Erarbeitung von Aufgaben- und Tätigkeitsprofilen im Rahmen eines Qualifikations-Mix-Modells, die Ableitung von Empfehlungen für die curriculare Konzeption der primärqualifizierenden Studiengänge und die Erarbeitung des oben genannten Leitfadens mit Handlungsempfehlungen für die praxistaugliche Implementierung eines Konzepts zur Gestaltung eines gelingenden und nachhaltigen Berufseinstiegs von hochschulisch qualifizierten Pflegefachpersonen.