InfoForum 02/2021
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Mehrwehrt durch kollegialen Erfahrungsaustausch
Qualifizierungskonzept unterstützt bei Ausbildung von Geflüchteten
Die Ausbildung von jungen Menschen mit Fluchterfahrung oder Migrationshintergrund kann für ausbildendes Personal besondere Herausforderungen bedeuten. Von dieser Erfahrung berichten auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer zweier Qualifizierungsmaßnahmen, die das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) im Auftrag des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) evaluierte. Die Qualifizierung zielte darauf, die Ausbildenden auf spezifische Anforderungen vorzubereiten, die in der Kommunikation mit Auszubildenden mit Flucht- bzw. Migrationshintergrund möglicherweise entstehen können. Die Evaluation zeigt, dass insbesondere solche Personen von der Weiterbildung profitieren, die bereits mit der Ausbildung von Geflüchteten oder anderen Migrantinnen und Migranten betraut waren.
Als Mehrwert benannten die Ausbilderinnen und Ausbilder zum einen, dass sie ausgehend von den Weiterbildungsinhalten die eigene Praxiserfahrung reflektieren und neue Handlungsoptionen entwickeln konnten. Sie erfuhren zum Beispiel, wie sie notwendiges Fachsprachlernen trotz zeitlicher Engpässe unterstützen oder praktische Ausführungen sprachförderlich mit theoretischen Beschreibungen verknüpfen können. Zum anderen konnten sie spezifische Situationen aus der Ausbildungspraxis einbringen, im Austausch mit den anderen Teilnehmenden Lösungsansätze identifizieren und Anregungen für Handlungsalternativen gewinnen. Insbesondere der kollegiale Austausch, verknüpft mit dem fachlichen Input der Dozierenden wurde als hilfreich bewertet. Weitere Ergebnisse enthält der kürzlich veröffentlichte Abschlussbericht.
Die Durchführung der Qualifizierungen erfolgte im Zeitraum Juni bis Dezember 2019 von zwei Bildungsträgern. Die Qualifizierungen waren als Blended Learning-Angebot konzipiert, das aus vier Präsenzveranstaltungen mit jeweils nachfolgenden Online-Phasen bestand. Themen der Module waren unter anderem Rechtliche Rahmenbedingungen, Sprache und Kommunikation, Wertvorstellungen und Umgangsformen sowie Rollenverständnis und Lernförderung.
Insbesondere die Präsenztermine kamen bei den teilnehmenden Ausbilderinnen und Ausbildern sehr positiv an: Nach eigener Aussage konnten sie neue Erkenntnisse etwa in den Bereichen Sprachförderung und Aufenthaltsrecht gewinnen. Auch die Informationen zu regionalen Unterstützungsangeboten für die Zielgruppe wurden positiv aufgenommen.
Das Online-Angebot wurde dagegen nur vereinzelt aufgegriffen. Offensichtlich bestehen noch deutliche Hemmungen für Ausbilder*innen aus dem Handwerk, digitale Lernangebote zu nutzen. Hinderlich war aus Sicht der Teilnehmenden zudem, dass für die Teilnahme am Online-Angebot – anders als für die Präsenzveranstaltung – keine Freistellung durch den Arbeitgeber gewährt wurde.