InfoForum 02/2020
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Passgenaue Qualifizierungsmodelle gefragt
Brandenburger Gastgewerbe formuliert Wünsche bezüglich Weiterbildung
Für Brandenburger Betriebe im Hotel- und Gaststättengewerbe wird die Besetzung offener Stellen mehr und mehr zur Herausforderung. Sie haben nicht nur Probleme beim Finden qualifizierter Fachkräfte. Auch im Bereich Hilfstätigkeiten wirkt sich das insgesamt sinkende Angebot an Arbeitskräften negativ auf Rekrutierungsbemühungen aus. Mit dem Eintritt von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt ergeben sich für Betriebe Möglichkeiten, diese Potenziale zu nutzen. Für diese kann eine Beschäftigung in Hilfstätigkeiten vor allem dann ein Sprungbrett sein, wenn sie sich parallel qualifizieren und weiterbilden. Die Teilnahme an Weiterbildungen ist aber nur dann möglich, wenn zeitliche Ressourcen vorhanden sind. Mit der dafür erforderlichen Freistellung tun sich Brandenburger Betriebe allerdings schwer, wie eine Umfrage des Forschungsinstituts Betriebliche Bildung (f-bb) zeigt.
Dabei ist die Bereitschaft, Mitarbeitende für Qualifizierungen freizustellen, im Prinzip stark ausgeprägt. So geben 56 Prozent der Unternehmen an, Arbeitszeit dafür zu investieren. Problematisch ist, dass sich eine Freistellung gleichzeitig jedoch negativ auf die Aufrechterhaltung des Betriebsablaufs auswirken kann. Der Anteil der Betriebe, für die diese Hürde sehr hoch ist, beträgt 57 Prozent. Dieses Ergebnis überrascht nicht, schließlich ist das Gastgewerbe durch flexible Arbeitszeitmodelle gekennzeichnet. Hohe Flexibilität ist vor allem dann gefragt, wenn Arbeitszeiten kurzfristig an geänderte Bedarfe angepasst werden, etwa wegen hohem Besuchsaufkommen oder weil andere Beschäftigte ausfallen. Außerdem gibt es Vereinbarungen, die das Arbeiten auf Abruf vorsehen.
Sollen Geflüchtete zu Fachkräften für das Hotel- und Gastgewerbe weitergebildet werden, gilt es Qualifizierungsmodelle zu entwickeln, die die Bedarfe und die besondere Situation der Branche berücksichtigen. Dazu gehört, auf lange Freistellungzeiten nach Möglichkeit zu verzichten. Präferiert wird von den Betrieben eine an die Betriebsabläufe angepasste Freistellung mit einem Umfang von max. 8 Stunden pro Woche. Um das Zeitbudget der Weiterbildungsteilnehmer*innen zu schonen, sollten die Kurse außerdem wohnort- oder arbeitsortnah stattfinden und – jedenfalls teilweise – digital umgesetzt werden (mehr Informationen dazu enthält der Beitrag „Online-Unterricht für Menschen mit Migrationshintergrund: 5 Tipps für Bildungsanbieter“ in diesem InfoForum).
An der Befragung beteiligten sich überwiegend Kleinstunternehmen und kleine Unternehmen. Sie wurde durchgeführt im Rahmen des durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie des Landes Brandenburg geförderten Projekts Betriebliche Begleitagentur bea-Brandenburg. Von den befragten Betrieben sind 50 Prozent im Beherbergungsgewerbe, 42 Prozent im Gaststättengewerbe und 8 Prozent in anderen Bereichen des Gastgewerbes tätig. Rund die Hälfte der Betriebe gibt an, bereits Erfahrungen mit der Beschäftigung Geflüchteter gemacht zu haben. Die Angaben zur Qualifizierung beziehen sich auf Mustermaßnahmen, für die ein Umfang von 160 Stunden zu Grunde gelegt wurde.
Die Befragung wurde im Oktober 2019 durchgeführt. Durch die Coronakrise kam es in den letzten Monaten zu Turbulenzen auf dem Arbeitsmarkt. Dies führte zu einer stark sinkenden Nachfrage nach Arbeitskräften und teilweise auch zum Abbau von Stellen. Es ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse und Schlussfolgerungen mit einer Stabilisierung der Arbeitsmarktlage ihre Gültigkeit behalten.