InfoForum 02/2020
Newsletter-anmeldung
#DBCSA2020
Ein digitales Veranstaltungsformat als Testlauf für die Zukunft
Wie lassen sich Online-Veranstaltungen so umsetzen, dass die spezifischen Bedarfe und Interessen der Teilnehmenden konsequent berücksichtigt werden? Wie gelingt es, dass eine Videokonferenz sowohl partizipativ als auch flexibel ist? Die Antwort könnte lauten: „Barcamp“. Das Barcamp, auch bekannt unter dem Titel „Unkonferenzen“, wird zunehmend beliebter. Es handelt sich dabei um ein offenes Veranstaltungsformat, bei dem es vorab keine festgelegten Vortragsthemen und Redebeiträge gibt. Der Ablauf ist zwar zeitlich strukturiert, die inhaltliche Ausgestaltung entsteht aber erst am Veranstaltungstag durch die Teilnehmenden selbst. Das vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) geleitete Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt hat das Format Barcamp im Rahmen des Digitaltags 2020 erfolgreich getestet.
Am Anfang der Veranstaltungsplanung stand folgende Frage: Wie kann es trotz Corona gelingen, die Beratungsakteure im Bundesland in einen Erfahrungsaustausch zum Thema Digitalisierung zu bringen? Bei der Recherche wurde das Barcamp als geeignetes Veranstaltungsformat identifiziert. Auch ein Vorbild konnte ausgemacht werden: „Kulturwandel 4.0“, eine Initiative der OTTO-group in Hamburg, war mit seinem ersten digitalen Barcamp im April 2020 Impulsgeber und Pate für das #DBCSA2020. Das Organisationsteam der Kulturwandel-Initiative stand dem Zukunftszentrum in der Konzeptionsphase beratend zur Seite.
Herausfordernd war insbesondere die technische Umsetzung der virtuellen Veranstaltungsräume und die dahinterstehende Logistik. Hierbei hat sich das Zukunftszentrum für das Tool Microsoft Teams entschieden. Rund 45 Teilnehmer*innen konnten den digitalen Konferenzraum ohne größere technische Probleme betreten.
Wie konnte sichergestellt werden, dass die Inhalte den Bedarfen der Teilnehmer*innen entsprechen und wie wurde die Struktur und Übersicht der Veranstaltung gewahrt? Nach der Opening Session, bei der ein inhaltlicher Rahmen abgesteckt wurde, hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, Themenvorschläge einzureichen. Anschließend gab es eine Abstimmung, wobei die fünf Vorschläge mit den meisten Stimmen zur inhaltlichen Vertiefung ausgewählt wurden. Im Einzelnen handelte es sich um die Themen „Digitale Geschäftsmodelle für KMU“, Storytelling im Change Management“ und „Ausbildung und Digitalisierung – Corona als Chance“, „Wie gelingt es traditionell Mitarbeitende bei der Digitalisierung mitzunehmen ohne sie zu überfordern?“ und „Neue Arbeit: Was aus den vergangenen Monaten nehmen wir mit in unseren Arbeitsalltag?“. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten sich einem der Vertiefungsthemen zuordnen. Es folgte die Teilung des Plenums in die themenorientierten Kleingruppen („Sessions“). Abschließend präsentierten die Sessions ihre Ergebnisse im Plenum. Das Barcamp fasste sich sozusagen selbst noch einmal für alle Teilnehmer*innen zusammen. Unter anderem wurde festgehalten, dass KMU den Digitalisierungsbedarf für jede Abteilung analysieren sollten, um Prozesse und Geschäftsmodelle gezielt zu erneuern. Im Fokus sollte mehr stehen, Routineaufgaben zu digitalisieren, als etwa den persönlichen Kundenkontakt. Weitere inhaltliche Ergebnisse wurden in einem Booklet aufbereitet und ist Grundlage für die Konzipierung von Neuveranstaltungen.
Fest steht: Das Barcamp als Format hat die damit verbundenen Erwartungen voll erfüllt. Umfrageergebnisse zeigen, dass Teilnehmer*innen die Methode Barcamp als gelungen bzw. sehr gelungen einschätzen. Für die Zukunft wünscht sich die Barcamp-Community sowohl regionale als auch zentrale Veranstaltungen mit übergreifenden Themenschwerpunkten.
Das Projekt „Zukunftszentrum Digitale Arbeit Sachsen-Anhalt“ wird durch das f-bb gemeinsam mit der Hochschule Merseburg, der Hochschule Harz und der Handwerkskammer Halle (Saale) durchgeführt und wird im Rahmen des Programms „Zukunftszentren“ durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds gefördert und vom Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration des Landes Sachsen-Anhalt kofinanziert.
Michael E. W. Ney
Anna-Maria Nikolauschke