InfoForum 01/2018
Übergänge zwischen Schule und Ausbildung - Nachhaltigkeit durch bessere Kooperation und Unterstützung für Betriebe
Die Sicherstellung nahtloser Übergänge von Schule in Ausbildung schafft eine wichtige Grundlage zur Herausbildung der in der Zukunft erforderlichen Fachkräfte und zur Sicherung der gesellschaftlichen Teilhabe für die nachwachsende Generation. Umso erfreulicher ist es, dass die neue Große Koalition dieses Ziel durch Vorhaben wie die Ausweitung von Jugendberufsagenturen und die Stärkung der Assistierten Ausbildung weiterverfolgen will. Der Ausbau der Jugendberufsagenturen und vergleichbarer rechtskreisübergreifender Kooperationsmodelle auf kommunaler Ebene setzt voraus, dass sich Arbeitsagenturen, Jobcenter und Jugendämter auf gemeinsame Anlaufstellen, Fallberatungen und Maßnahmeplanungen verständigen. Nur so können mehr Transparenz, passgenaue Beratung der jungen Menschen und bedarfsgerechte Gestaltung von Unterstützungsstrukturen gewährleistet werden. F-bb-Forschungsergebnisse legen freilich nahe, dass sich Erfolge hier nur langsam zeigen werden – und kurzfristige Erfolgserwartungen den Prozess nicht beeinträchtigen sollten. Vielmehr führt jede erfolgreich gemeisterte Etappe auf dem Weg hin zu einer verstärkten Kooperation bereits zu einer Verbesserung für die Zielgruppen.
Die durch das f-bb durchgeführte Evaluation der Jugendberufsagentur in Berlin bestätigt, dass rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit sowohl für die jungen Menschen als auch für Mitarbeitende der beteiligten Institutionen zu einem Gewinn werden kann. Als größter Vorteil hat sich hier die Verkürzung der Wege „in den Ämtern“ erwiesen. Gemeinsame Beratungsstellen ermöglichen eine direkte Weiterleitung der jungen Ratsuchenden zum richtigen Ansprechpartner, verbessern den Wissenstransfer zwischen den Beteiligten und erhöhen das Verständnis für die Arbeitsweisen der einzelnen Institutionen. Auch die Einbeziehung von Schulen und Wirtschaftspartnern ist als Erfolgsfaktor hervorzuheben, wenn es um die Optimierung der Übergänge von der Schule in Ausbildung geht. Ein sehr wichtiges Kriterium nachhaltiger Gestaltung stellt schließlich die Berücksichtigung regionaler Besonderheiten und der bereits etablierten Angebote im Umsetzungsprozess dar, wie sich sowohl in der JBA Berlin als auch im vom f-bb begleiteten Landesprogramm "Regionales Übergangsmanagement RÜMSA Sachsen-Anhalt" gezeigt hat.
Ein gut strukturiertes System kann den Übergang der großen Mehrzahl junger Menschen von Schule in Ausbildung sicherstellen; es reicht aber nicht aus für diejenigen, die besonderer Unterstützung bedürfen. Hier setzt die Assistierte Ausbildung an. Das unter anderem auf Anregung der Wirtschaft im Jahr 2015 neu eingeführte betriebsnahe Instrument des SGB III schließt eine Lücke und soll nach dem Koalitionsvertrag nicht nur um zwei Jahre verlängert, sondern auch bundesweit ausgebaut werden. Auch hier kommt der eng verzahnten Zusammenarbeit der Akteure eine wichtige Rolle zu. In Sachsen-Anhalt konnten wir feststellen, dass eine Ausweitung der sehr eng definierten Zielgruppe auf einen hohen Bedarf trifft und Stigmatisierungseffekten entgegenwirken kann. Die in diesem Landesprogramm flankierend eingerichtete Koordinierung und fachliche Unterstützung durch die Kammern trägt erheblich zur Verbreitung und Qualitätssicherung des Instrumentes bei. Um den Erfolg des Instruments weiter zu steigern, empfehlen wir im Hinblick auf die Gestaltung von Begleitungszeiten und –umfang sowie beim Betreuungsort eine flexiblere Handhabe sowie eine systematische Auswertung der Umsetzung.
Der Übergang von der Schule in den Beruf ist schließlich eine wichtige Orientierungsphase für alle junge Menschen. Um auch in dieser Orientierungsphase Demokratie zu stärken und auf Abwertungen, gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und Vorurteile frühzeitig und angemessen reagieren zu können ist es zentral, Demokratieförderung als Querschnittssaufgabe in der Beruflichen Bildung zu verankern. Insbesondere die Berufsausbildung, ob in der Schule oder im Betrieb, ist dafür prädestiniert, gesellschaftliche Normen, Werte und individuelle (politische) Einstellungen sowie Verhaltensweisen zu prägen. Voraussetzung dafür ist aber eine Sensibilisierung und Professionalisierung des Bildungspersonals in diesem Bereich. Benötigt wird eine bessere Verknüpfung von bereits in diesem Feld bestehenden Angeboten mit der Arbeitswelt.
Dr. Barbara Kiepenheuer-Drechsler